Die Pfarrei Marktleuthen

Geschichte

Um 1900 wuchs die Zahl der Katholiken in Marktleuthen so stark an, dass die Verantwortlichen der Pfarrei Wunsiedel darauf reagieren mussten. So wurde mit der Unterstützung des Bischöflichen Ordinariates mit dem Bau eines Betsaales in Marktleuten begonnen.

1910 wurde der Saal fertiggestellt und bereits drei Jahre später Marktleuthen zur Expositur erhoben. Dazu gehörten auch die Gemeinden Kirchenlamitz, Weißenstadt und Röslau.

1929 war die Gemeinde Marktleuten so groß geworden, dass sie zu einer eigenständigen Pfarrei wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Gläubigen nochmals an – vor allem durch das Zuziehen von Katholiken aus Schlesien und dem Sudetenland, aber auch durch die vielen neuen Gemeindemitglieder aus Spanien und Italien, die in der Porzellanindustrie tätig waren. Deshalb entstanden zuerst in Röslau wie Kirchenlamitz neue Kirchenbauten, dann 1956 mit Hl. Wolfgang auch in Marktleuthen. Die Gemeinden Weißenstadt und Kirchenlamitz waren von nun an in die Eigenständigkeit entlassen, während Röslau eine Filialgemeinde von Marktleuthen blieb.

Heute ist Marktleuthen die Mutterpfarrei für Kirchenlamitz, Weißenstadt und Röslau. Alle vier Gemeinden bilden eine große Pfarreiengemeinschaft.
 

Kirchenbau

Der Architekt Dr. Ing. Richard Dagostin, der auch die Kirchen in Röslau und Kirchenlamitz errichtete, entschied sich bei der baulichen Umsetzung der Kirche für die traditionelle Aufteilung in Presbyterium und Kirchenschiff. Das Presbyterium wurde als Kastenchor konstruiert, der in seiner Höhe die des Kirchenschiffes um vieles übersteigt. Dies schafft ein neues Raumverhältnis zum übrigen Teil der Kirche.

Im Altarraum finden sich an beiden Seiten große Fensterreihen und auch das Kirchenschiff wurde jeweils mit vier Fenstern an jeder Seite bedacht – was den Kirchenraum mit Licht durchflutet. Dazu trägt auch die große Fensterrose in der Rückwand des Kirchenschiffes bei.

Der Glockenturm, der seitlich an den Chor angefügt ist, erhielt ein Spitzdach in niederbayrischem Stil. An der Turmspitze ist ein Kreuz platziert, das weithin sichtbar für das katholische Leben in Marktleuthen Zeugnis gibt.
 

Presbyterium und Kirchenschiff

Dominiert wird das Gotteshaus von einem alles überragenden Kruzifix an der Stirnwand des Presbyteriums, das Christus nicht als den Gekreuzigten, sondern als König zeigt. Der Christuscorpus wurde von Bildhauer Karl Mauermann aus Weiden geschaffen.

Rechts und links an den Seiten des "Triumphbogens" sind Fresken von Karl Platzek zu sehen, die den Hl. Wolfgang und die Gottesmutter Maria mit Christuskind auf dem Arm zeigen.

Altar, Ambo, Taufstein und Tabernakel wurden in den Granitwerken Reul AG in Niederlamitz hergestellt. Der verwendete Stein ist Kösseine-Granit, der unweit von Wunsiedel stammt.

Die acht Fenster des Kirchenschiffs sind sehr aufwendig mit Glasarbeiten versehen. Die figürliche Darstellung zeigt Jesus Christus und die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit, die auf die Lehre Christi zurückgehen. Die Glasarbeiten sind Werk des Malers Karl Platzek aus Alteglofheim bei Regensburg.
 

Krypta

Da die Kirche in einen Hang gebaut wurde, ergab sich die Möglichkeit für den Bau einer Krypta. Ursprünglich war diese als Taufkapelle (Baptisterium) konzipiert. Heute ist die Krypta jedoch eine Werktagskapelle und dient hauptsächlich für Eucharistiefeiern und eucharistische Anbetungen.

Die Krypta besitzt drei große bleiverglaste Fenster, in welche die Motive der drei von Marktleuthen aus errichteten Kirchen mit den dazugehörigen Kirchenpatronen eingefasst sind. Dies sollte den Bezug zu den anderen Gemeinden herstellen und Marktleuthen zum Taufort der großen Diasporapfarrei Marktleuthen, Kirchenlamitz, Weißenstadt und Röslau avancieren lassen. Dies wurde jedoch nie in die Tat umgesetzt, da die anderen Kirchen jeweils ihr eigenes Taufbecken erhielten. Weil darüber hinaus keine direkte Verbindung zur Hauptkirche existiert, wurde die Krypta bereits in den sechziger Jahren als Taufkapelle für Marktleuthen aufgegeben und der mächtige Taufstein in die Hauptkirche übertragen. Dafür fand der neubarocke Altar mit Tabernakel, der sich zuvor im Betsaal befand, eine neue Heimat in dem Kirchenraum. Ebenso stammen die Figuren der "Maria vom Siege" und des "Hl. Josef mit Jesuskind", die 1943 von Karl Bornschlegel aus Burglengenfeld geschaffen wurden, aus dem Betsaal.


Turmkapelle

Im Erdgeschoss des Turmes wurde von Architekt Dr. Dagostin eine Kapelle vorgesehen, die aber nie vollendet wurde. Der Zugang erfolgt über das Presbyterium. Lange Zeit wurde der Raum als Abstellkammer verwendet. 2016 begann die Umgestaltung in eine Beichtkapelle. Dieses neue Beichtzimmer bietet nun die Möglichkeit für Ohrenbeichten und Beichtgespräche. Ein großes Rundfenster erhellt den ganzen Raum. So hat das Beichtzimmer einen anderen Charakter als die dunklen und engen Beichtstühle, die sich unter der Empore des Kirchenschiffs befinden.

Glocken

Im Turm der Kirche sind drei Glocken angebracht. Die größere Christusglocke mit ca. 1.300 kg trägt die Aufschrift "Christus gestern, Christus heute, Christus in Ewigkeit" (Ton des'). Die mittlere Marienglocke hat ca. 700 kg und wurde mit dem Schriftzug "Gegrüßet seist du Königin, Mutter der Barmherzigkeit" versehen (Ton f'). Die kleine Wolfgangsglocke wiegt ca. 300 kg. Auf ihr steht geschrieben "Hl. Wolfgang, Patron der Pfarrei – Bitt für uns" (Ton b'). Alle drei Glocken wurden im Jahre 1956 in der Gießerei Karl Czudnochowsky im oberbayrischen Erding gefertigt.